Gefühle und Emotionen

Es sei sehr schwer, «ein einziges wahres Gefühl zu leben, es zu sein, als noch so viele Gedanken zu reden, die doch nur gipserne Tauben sind, unfähig, auch nur einen einzigen Flügelschlag ins Leben zu tun». So schrieb Albert Talhoff in der Neujahrsnummer einer Zeitschrift, die 1964 in den westdeutschen Kiosks auslag.

Das ist sechzig Jahre her und hat noch immer seine Gültigkeit. Emotionen, Gedankengespinste gibt’s noch und noch, ob ich nun den Pressespiegel am Radio höre oder am Bildschirm die heroischen Sportlerinnen und Sportler bei den Olympischen Spielen bestaune. Aber sind das schon die gelebten Gefühle, von denen oben die Rede ist? Ich kann auf Youtube die ersten Boxkämpfe von Muhammad Ali anschauen, damals hieß er noch Cassius Clay, was mich ereilt, sind Emotionen, keine Gefühle. Ein Gefühl für diesen Menschen zu entwickeln, schaffe ich nur auf dem Weg nach innen, auf dem Weg zu meinen gelebten Gefühlen. Ich bilde mir ein, dies bei Muhammad Ali ein Stück weit hinbekommen zu haben, vermutlich gerade deshalb, weil ich mich nicht nur von seiner sportlichen Leistung, sondern auch von ihm als Menschen beeindruckt bin.

Es lohnt sich, zwischen Emotionen und Gefühlen, die man lebt, ja die man ist, zu unterscheiden. In der Psychologie, auch in vielen therapeutischen Richtungen wird diese Unterscheidung inzwischen berücksichtigt und sinnvoll umgesetzt.

Ein einziges wahres Gefühl pro Tag zu leben ist ähnlich evolutionär wie jeden Tag einen neuen Gedanken zu denken.

Dazu wünsche ich gutes Gelingen und grüße,

herzlich