Mein Land

Land, Wald und Wiesen kommen auf der gleichen Erde überall vor und sind gleichzeitig so unterschiedlich. Eins der wenigen Bilder aus meiner Schulzeit – wenn ich zum Fenster des Klassenzimmers rausschaute, sah ich in alle Richtungen Berge und Bergspitzen, hohe – stammt von Biologielehrer, der uns darüber aufklärte, dass es mit der Freiheit in der Schweiz nicht weit her wäre. «Würden wir eine Glasglocke über die Schweiz legen,» sagte er, «dann würden wir ersticken.» Nicht einmal genügend Luft für unser Leben werde in diesem Land produziert, geschweige denn andere Rohstoffe, deren hervorragendstes Merkmal sei, dass sie in der Schweiz komplett fehlten. 

So ein Käse, dachte ich, eine Käseglock über unsere Landesgrenzen gestülpt, und wir würden wegen fehlenden Sauerstoffs sterben. Diesem Bild stand meine Erfahrung entgegen, dass es mich in den Bergen manchmal schier umblies vor lauter sauerstoffgeschwängerter, herrlicher, tief in die Lungen erfrischend eindringender Luft. Die kam aber anscheinend anderswo her, jedenfalls nicht aus Wäldern, die es in den Bergen, da wo sich die hohen Gipfel erheben, nicht gibt.

Waren das die Anfänge meines globalen Bewusstseins? War die Absicht der Lehrers, wir nannten ihn liebevoll und abschätzig zugleich ‹Biomüller›, war Biomüllers Absicht, uns ein solches Bewusstsein zu vermitteln? Vielleicht, war er doch auch der Direktor des Naturkundemuseums der Stadt, das war ein taktiles, auf umfassende Vernetzung verschiedener Lebensbereiche ausgerichtetes Museum. Biomüller lebte dieses Bewusstsein selber nicht vor, doch er hatte in mir immerhin dieses Bild mit dem fehlenden Sauerstoff in unserem Land vermittelt. Das ließ früh die Frage in mir aufkommen, wie weit es denn mit der Freiheit in diesem Land her sei, wo es uns nicht einmal garantiert, dass unser Blut genügend Nahrung hat, damit der Kopf über Freiheit nachdenken könne.

Soviel für heute zu ‹meinem Land›.