Nicht so reizvoll

Die Sache ist weniger reizvoll als das Thema verspricht: Ich habe heute zum ersten Mal in meinem Leben über einer Autowaschanlage die fette Aufschrift «Textilwäsche» entdeckt. Für mich war das, ich muss es so sagen, eine Entdeckung, allerdings auch ein Beweis für meine Weltfremdheit. Vermutlich habe ich das schon oft gelesen, das Wort ist aber auf dem Weg von der primären Wahrnehmung in die Hirnwindungen, aus denen meinem Bewusstsein dann das Wort «Autotextilwäsche» gemeldet wurde, irgendwo steckengeblieben.

Als ich also heute, wie ich meine, zum ersten Mal über einer Autowaschanlage «Textilwäsche» las, assoziierte mein müdes Tagesbewusstsein: Reizwäsche an Frau, über rot lackiertem Auto lehnend. Entsprechende Fotos zieren die Monatskalender in Autowerkstätten, die über den Rollcontainern mit dem Werkzeug hängen. Dann fragte ich mich, ob da nun jemand auf Kundschaft warte, die ihre Autos mit Fetischen zu verwechseln pflege und die Textilbezüge im Inneren ihrer Autos einer regelmäßigen Reinigung, sozusagen einer Textilwäsche unterziehe.

Den eigentlichen Zusammenhang kannte ich bis auf den heutigen Tag nicht, denn bei einer textilen Autowäsche geht es darum, dass sie effektiv und lackschonend funktioniert. Dass dies manchen Autorfahrern noch wichtiger ist als jede noch so reizvolle Textilwäsche, ist vermutlich eine weitere Tatsache, die mir bisher vermutlich schlichtweg entgangen ist. Eine textile Autowäsche ist sanft und behutsam, sie garantiert, dass auf der Lackoberfläche keinerlei Bürstenmaterialabrieb stattfindet. Dadurch bleibt der Lack der Karrosserie unbehelligt. Der unmittelbare Glanzeffekt bei einer textilen Autowäsche fällt deutlich höher aus und ist unmittelbar sichtbar, auch im Winter, jedenfalls während der ersten hundert Meter.