Im Vordergrund Gestein, im Hintergrund Berge im Dunst und darüber dunstiger Himmel, rechts im Bild ein Steinmannli, wie sie am Wegrand von Alpenpfaden aufgeschichtet Stürmen und Hitze trotzen, und ein Wanderer.
Das untere Drittel des Bildes zeigt das Endergebnis eines plastischen Prozesses, der, durch Jahrmillionen in einem zweiten, skulpturalen Prozess verändert, nämlich gepresst, geschliffen, gefurcht, zerschlagen, transportiert und neu zusammengesetzt und wieder zu festen Platten verdichtet, die heutige Gesteinswelt darstellt.
Das Steinmannli trägt Spuren eines gewollt skulpturalen Prozesses, wer in dieser Weise Steine in die Luft baut, achtet auf ihre Oberflächen, auf die Gewichte und die Verteilung des Gesamtgewichts jedes einzelnen Steins. Je sorgsamer der Umgang mit diesen Wägbarkeiten, umso höher kann in die Luft gebaut werden. Dann, auf sich allein gestellt, sind die Skulpturen dem Wetter ausgesetzt und wenn der Erbauer oder die Erbauerin dieses Steinmannli das nächstemal an dieser Stelle vorbeikommt, sind die Steine vielleicht wild über den Boden verteilt, ihre Aufrichte zerstört, alles in sich zusammengefallen.
Wie ganz anders der Mensch, der dasteht und mit seiner Linken den obersten Stein berührt. Bei ihm ist neben dem Geformten die ganze schier unbändige plastische Energie des von innen nach außen Gestaltbaren anwesend. Er kann im Moment, wo dieses Foto entstanden ist, einen musikalischen Einfall gehabt haben, der besser ist als alle musikalischen Einfälle Beethovens zusammengenommen, er kann eine chemische Formel oder einen Gottesbeweis aus sich herausgestemmt haben, was niemand, der ihn, wie er so da steht, von ihm erwarten würde.
Menschen sind besonders, abgründig, zweifellos, doch genauso auch aufgründig, sie sind nie nur Bildhauer, sondern stets auch Plastiker.