Innenwärme

Wärme ist Phänomen und Erlebnis, eingezeichnet den Gängen, durch die wir und die durch uns gehen. Wärme, im Körper wohltemperiert, bei den Bienen bewundert, bei uns vorausgesetzt. Bienen, wie sie am Wärmeflämmchen im Innern des Bienenstocks das Restleben durch den Winter tanzen, Piguine in der Nacht der Antarktis, sie kreisen um die Wärme unter Nächten ewiger Stürme.

Wärme in mir, Tag und Nacht temperiertes Wesen. Machmal, jetzt, wo Kälte durch die Gedanken rinnt, manchmal trete ich unaufgefordert aus dem Haus und stelle mich in die Kälte. Gestern beim Eindunkeln ein messerdünner Hauch von Mondsichel am scharfen Himmel entlang, gleißend eisiger Abendstern wie schwebender Laser. ‹Mondsichel›, ‹Abendstern›, Worte, klein wie Sandkörner, die an Eiseskälte abblättern ähnlich den abgeschlagenen Eisenplättchen,die unter der Wucht des Vorschlaghammers zu Boden gehen.

In der Kälte dort oben kein Leben, denkt es dann staunend in mir, ängstlich. Ich stehe auf einem Planeten, Satellit im Weltall wie der Mond. Ich atme todkalte Luft. Sie dringt in die angenehm gewärmten Lungen. Ins gewärmte Blut. Geht durch geöffnete Fenster hinein in die Stuben meiner Organe im Innern. Wärme des Ofens Nahrung. Ich Warmblütler draußen vor der Tür in der Kälte des Universums, das mich liebevoll anschaut. Kälte, die  Leben vernichtet. Warme Seele, bienengleich, pinguingleich. Ich Wunder draußen im Winter im Garten in Kassel.