Corona-Test-Drive-In

Die zwei Container standen auf dem Messegelände, hundert Meter voneinander entfernt. Zwischen ihnen eine markierte Strecke für Autos. Man fuhr beim ersten Container an ein Fenster heran, hinter dem eine Frau an einem Laptop plus Drucker saß. Es war kalt, die Schneeberge in Sichtweite, Winterwetter. Um den Fahrern den Din-A4-Zettel durchs Autofenster zu reichen, musste sie ihr Fenster geöffnet lassen. Ein Job zum erfrieren, dachte ich, als ich den Zettel herübergereicht bekommen hatte und langsam auf der markierten Strecke zum andern Container rollte.

Dort stand die nächste junge Frau, sie wurde gerade von einer jungen Mutter vollgetextet, an deren Beinen zwei Kinder klammerten. Die Mutter empörte sich darüber, dass sie nicht einmal zum Impfen kämen, ihre Kinder seien schon dreimal am Virus erkrankt und hätten deshalb, saublöd, immer nur diesen Genesenenstatus. Die junge Frau, die im Container stand und die heranrollenden Autorfahrer testete, sprach kein Wort Deutsch und konnte die Worte der Mutter ud damit auch ihre Not nicht verstehen. Ich auch nicht, obwohl ich sie gut verstanden hatte, aber ich muss ja nicht meine Kinder jeden Tag ungeimpft in die Schule bringen.

Die Testfrau hatte nicht nur ein Fenster offen wie die im anderen Container, sondern stand ganz im Freien, das heißt sie stand vor dem Container in der Kälte, einer bissigen Kälte, stundenlang, auf einem unfreundlichen Messegelände, und testete Leute, die schön in der Wärme im eigenen Auto sitzenbleiben konnten.

Als sie mir den Stab in die Nase führte und wie ein Skorpion immer weiter und tiefer rein stach in meinen Körper, kam mir die Frage: Warum rächt die sich jetzt an mir und treibt mir diese Speerspitze bis ins Hirn hinauf? Was kann ich dafür, dass sie einen solchen Job hat? Bin ich für das Wetter verantwortlich? Für diese Blitzeskälte? Gar für Corona?

Mann, was trat ich aufs Pedal, als sie den Stab endlich herauszog und mich in einer unverständlichen Sprache verabschiedete.