Krieg an drei Fronten

Ein Spion ist was anderes als ein Pilot. Es gibt Piloten, die Spionage betreiben, Spione eben. Und es gibt Spione. Und drittens gibt es Piloten, die nichts als Piloten sind.

Vom nationalistischen Standpunkt aus ist ein Spion je nach dem ‹nur› ein ganz normaler Pilot, während auf der anderen Seite ein Spion oder ein Pilot auf alle Fälle ein Spion ist.

1962 sei auf der Großglienicker Brücke zwischen Potsdam und Berlin ein russischer Agent gegen einen amerikanischen Agenten ausgetauscht worden. In der Presse habe man dann lesen können: sowjetischer Spion gegen amerikanischen Piloten ausgetauscht.

Ich habe diese kleine Geschichte von einem alten Freund erzählt bekommen. Da ich gerade keine Motivation habe, den Wahrheitsgehalt dieser Geschichte zu eruieren, muss ich ungeklärt stehen lassen, was damals genau geschehen ist und wie die Medien berichtet beziehungsweise ob sie genau so und nicht vielleicht ganz anders von diesem Männertausch berichtet haben.

Aber auch wenn ich die Sache nicht genauer weiß, die Botschaft springt sonnenklar aus den Zeilen, so dass ich sagen kann: Kenn ich, ob diese Geschichte nun wahr ist oder erfunden.

Und dann müsste ich noch hinzufügen: Aber wer auf welcher der drei Seiten da jetzt böse war und wo die Guten sitzen, das muss offen bleiben!

Drei Seiten? – Ja, sicher, zwei Weltmächte und als dritte Macht die den Osten und den Westen in sich vereinigende Weltmacht einer bestimmten Sorte von Presse und Berichterstattern über das ‹wahre Tagesgeschehen›, die mit Worten Kriege führen und danach immer sagen: «Ich wars nicht».