Tanten und Onkel

Dilettanten dürfen nicht verwechselt werden mit Combattanten. Letztere haben Lust am Streit. Sie gehen an der Seite anderer Combattanten ins Gefecht. Ein Combattant ist nichts anderes als ein Kriegstreiber. Dilettanten zeigen ein ganz anderes, sehr viel friedliebenderes Verhalten.

«Dilettant» ist ein anderes Wort für «Amateur». Beide, der Dilettant wie der Amateur haben in unserer auf Spezialistentum und Schlagabtausch ausgerichteten Gesellschaft einen belasteten Ruf (während heute in D promovierte Philosophen ihren Ruhm vermehren, wenn sie vor laufender Kamera dem Krieg den Krieg erklären – ach du altes, abgewirtschaftetes Denken). Warum ist das so?

Es ist deshalb so, weil da wieder mal eine Werteverschiebung stattgefunden hat. Der Kämpfer und Mitkrieger (Combattant) steht über dem friedlichen Lebensgestalter (Dilettant). Der Mensch mit Visier im Gesicht und Waffen auf dem Rücken soll mehr Wert sein als der augenblicksgeeichte Freizeitler, der mit seinem unspezifischen, ganz normalen Leben etwas anzufangen weiß? Die Bezeichnung «Amateur» soll auf Bastlereien und Einfallslosigkeiten verweisen, wo doch die Wurzel dieses Wortes auf das wundervolle Wort «Liebe» (amore) zurückgeht?! Der Amatore ergibt sich dem Schönen, die Amatrice ebenfalls.

Ach wie fein wärs um die Welt und die Menschen und Tiere und Pflanzen und Landschaften bestellt, wenn die praktisch Liebenden über die sinnlos Kämpfenden gestellt würden. Wenn die Liebe dann auch noch über Tändeleien und Liebhabereien hinausginge, dann stünde die Ampel wieder auf Grün, wo sie zur Zeit (auch bei den Grünen) auf Rot geschaltet ist.

So lange wie wir nicht ein Gefühl dafür entwickelt haben, wie so ganz anders und so viel lebensnäher und lebensfroher sich das Dilettieren anfühlt im Gegensatz zum Combattieren, so lange verwechseln wir unser Glück mit dem Unglück, die Liebe mit dem Hass. Beides ist in uns. 

Die Zukunft gehört den Dilettanten (😇) und Dilettonkels (🤣). Ihre Zahl muss wachsen, in der Familie, im Kindergarten, in der Schule, an Universitäten und Elitehochschulen, in der Wirtschaft und in der Politik, auch im Militär. Spezialisten gibts genug, sie gehören in die zweite Reihe oder, wenns drei Reihen gibt, in die dritte.