Lass dich nicht beim Atmen erwischen

In meiner Jugend waren die Bücher von Ephraim Kishon beliebt. Darin reihte sich eine lustige Kurzgeschichte an die andere.

In einer dieser Kurzgeschichten ging es darum – das war natürlich eine rein fiktive Angelegenheit –, dass die Regierung in Israel, die aus allem Geld herausschlagen wollte, eine Steuer für Sauerstoffkonsum einführte. Jedesmal wenn ein Bürger einatmete, musste er dafür etwas bezahlen. Da damals Kishons Idee den realen technischen Möglichkeiten seiner Zeit voraus war, konnte man die Menge an verbrauchtem Sauerstoff noch nicht individuumübergreifend berechnen und daraus eine Kopfsteuer ableiten (und ehrlich gesagt wäre dies auch heute noch schwierig, denn jeder Mensch atmet anders, der eine schneller und öfters, der nächste tiefer, ein dritter flacher und so weiter, da kann man dem Einzelnen nicht so leicht gerecht werden). In Kishons erfundener Geschichte wurden Polizisten losgeschickt, die sich unauffällig an Passanten heranschleichen und herausfinden sollten, wie oft pro Minute ihr Opfer ein- und ausatmete. Dann rechneten sie den Sauerstoffverbrauch auf Tage und Monate hoch und schickten die Jahresabrechnung per Post.

Kishons Story weitergedacht bedeutet, dass man auch eine Steuer auf Lichtkonsum beziehungsweise Sonnengenuss erheben könnte. Deshalb mein Rat: mach nicht zu auffällig auf Müßiggang, es könnte in die Hosen gehen. Wenn du Sonne tanken willst, dann ab ins Solarium, da haben die Konzerne und das Bruttosozialprodukt was davon, aber hüte dich, zu lange der milden Herbstsonne Liebeslicht zu tanken, das könnte teuer werden.

Und noch ein Tipp: Nur bitte ja nicht das eigene Immunsystem belasten, denn angenommen, die Polizisten aus Kishons lustiger Geschichte würden herausfinden, dass du ein intaktes Immunsystem hast, würden sie sofort den Impfpass verlangen, denn wer gegen Vieles immun ist, hat sich entsprechend wenig impfen lassen und das würde der Staat dann gerne extra besteuern.

Na ja, er war ehrlich gesagt ein bisschen verrückt, dieser Ephraim Kishon, und seine Ideen waren manchmal etwas konfus. Seine Bücher kennt heute kaum noch jemand. Ist auch nicht schlimm, wirklich nicht. Wir können ja glücklicherweise davon ausgehen, dass die meisten der heute gefeierten und preisgekrönten Bücher in einigen Jahren zum Glück auch vergessen sein werden. Zu viele dumme Bücher machen uns immun und wir bestrafen ihre Existenz in unserem Unterbewusstsein mit Vergessen.

Herzlich