Sie revoluzzern nicht, die Störche und Kraniche,
Elend stecken. Störche kommen auf den Müllhalden Südeuropas massenweise um, weil sie in der Not Zeug fressen, was ihnen die Mägen zerstört. Kraniche wissen manchmal nicht mehr, wo sie gefahrlos zwischenlanden können, überall lauert tödliche Gefahr. Ganz allgemein dürften die Zugvögel nicht mehr losfliegen, da auf ihren Wegen so extrem viele menschengemachte Gefahren lauern, dass Aufbruch oft dasselbe bedeutet wie Tod.
Störche und Kraniche sind keine Revolutionäre, sie fordern keine verbesserten Flugbedingungen, sondern fügen sich in ihr Schicksal, das wir ihnen mehr und mehr aufzwingen durch unseren Lebenswandel. Sie sind Traditionalisten, die Wiederholer des ewig Gleichen, keine Widersacher gegen real existierende Missstände. Gewaltbereite Revolutionäre werfen ihnen vor, sich nicht zu wehren und lieber zu sterben. Das ist den Störchen und Kranichen selbstverständlich nicht egal und ich glaube, wenn sie mit uns reden könnten, würden wir ein Ausmaß von Leid erfahren, das uns in die Knie zwänge.
Aber sie reden nicht, sie fliegen, sie revoluzzern nicht, sondern heben ab und ziehen durch die Lüfte – und sind bei jeder Landung neu mit dem Elend der Erde konfrontiert. Sie sind nicht dumm, vermutlich sind sie mutiger und auch intelligenter als wir, doch sie sinnen auf die Lebensführung ihrer Vorfahren und wiederholen das ihnen vererbte Storchen- und Kranichleben bis zuletzt.
Für manche von uns sind sie deshalb Vorbilder, andere sehen in ihnen so etwas wie angepasste Spießer und ewiggestrige Tatverweigerer.