Einem Braten trauen?

Wie soll ich dem Braten trauen, wenn das, was wie ein Braten aussieht, nach etwas ganz anderem riecht?!

Maschinen würden uns Arbeit abnehmen, glücklich machen, von einer schweren Vergangenheit befreien, höre ich. Seit ich auf der Welt bin, gibt es kaum andere Töne. Nach der Theorie, dass mehr Glück ein an sich und jederzeit erstrebenswertes Gut sei und mehr Glück durch mehr Maschinen zu bekommen sei, haben sie immer weiter für alles, was ihnen in den Sinn kam, Maschinen erfunden, kleine, große, laute, sehr laute, intelligente, auch das sagen sie immer so ohne weiteres, und noch intelligentere.

Meine Eltern waren als Kinder ohne, ganz ohne Maschinen aufgewachsen. Ihre Vorfahren sowieso. Es gab Maschinen zu ihrer Zeit, diese trugen auch einen (geringen) Teil zum physischen Gelingen ihres Lebens bei, Mahlmaschinen für Getreide, die ersten Fortbewegungsmittel auf Rädern, Züge, Fernmeldeapparate, Schreibmaschinen. Doch sie selbst sahen auf den Bergbauernhöfen, auf denen sie, arm und fern der damaligen Zivilisatio,n aufgewachsen waren, nichts von diesen Maschinen, weder draußen auf dem Hofbetrieb noch im Haushalt der Mutter (wobei die Mutter oft beides war, Hausfrau und Bäuerin, da die Väter von Montag bis Samstag unterwegs waren, der eine als Maurer, der andere als Streckenwärter bei der Eisenbahn).

Zu meiner Kindheit gab es schon viel mehr Maschinen als eine Generation davor, doch es waren immer noch unendlich viel weniger als heute. Un-endlich viel we-niger! Im Vergleich zu Kindern, die heute aufwachsen, gehöre auch ich, ähnlich wie meine Eltern, einer anderen, fast maschinenlosen Zeit an. Vielleicht deshalb geht für mich der Zauber mit dem Mehr an Glück durch ein Mehr an Maschinen einfach nicht auf.

An Abenden wie heute, an denen die Mauersegler über der Stadt ihre Formationsflüge für den baldigen Aufbruch in den Süden üben, schaue ich traurig zu ihnen hoch und denke, ihr alle und all die anderen Tiere, ihr habt es ähnlich gemacht wie jene Menschen vor vielen tausend Jahren, von denen Charles Eisenstein in seinem Buch über eine neue Ökonomie erzählt: Sie hätten sich damals bewusst (und mit einem Schmerz in der Seele) entschieden, den Entwicklungsweg der Technik NICHT mitzugehen und damit auf alle Errungenschaften, auf all das viele Glück zu verzichten, das die Technikwelt auch ihnen geschenkt hätte.

Während diese Menschen verschwunden und nur im Gedächtnis weniger erinnerbar geblieben sind, zeigen mir die Mauersegler und zeigt überhaupt die Erscheinungen der Natur, dass sie ihre unnachahmliche Lebenskunst gewahrt haben bis auf den heutigen Tag. Und dies trotz der Einflüsse und Erschwernisse durch Maschinen, die selbstverständlich auch ihnen das Leben schwer machen, ihnen genauso wie uns oder wie mir, genauer gesagt.

Wer überall da, wo es geht, auf Maschinen verzichtet, wird wie ein Feind des Guten behandelt. Dabei teilt er bloß jenes Leben mit den Freunden der Lüfte und Büsche, der Wasser und Meere, der Erden und Untererden, das überall da, wo Maschinen herrschen, verschwunden ist.

Ich würde sofort merken, wenn sich der Menschen Einstellung gegen die Maschinen in eine andere Beziehung verwandelt hätte. Dann könnte ich vor lauter Glück auf einige weitere Maschinen verzichten…

Mit Gruß