Das Aus-Dem-Unterricht-Laufen eines Schülers oder einer Schülerin wird oft geahndet wie ein Verbrechen. Abmahnung ist das Mindeste, vielleicht gibt es einen Schulverweis, auf alle Fälle aber Gespräche mit dem Delinquenten, seinen Eltern, Lehrern und mit dem Schulleiter und einem oder zwei Psychologen.
Ganz anders der Begründer der Bauernschule Jasnaja Poljana Ende des 19. Jahrhunderts in Russland, Leo Tolstoi, der große Dichter und Historiker und Versprachlicher ergreifender Volkslegenden, der als reicher Grafensohn nicht nur fünf Dörfer erbte, sondern auch die Bauern der Dörfer und ihre Angehörigen dazu, die zum größten Teil Analphabeten waren und nicht nur Analphabeten, sondern auch Leibeigene.
Tolstoi gründete deshalb die Schule, die er nach einem seiner geerbten Dörfer benannte. Dort herrschten andere Regeln als wir sie gemeinhin gewöhnt sind. Ein Satz von ihm bringt dies treffend zum Ausdruck. «Die Freiheit plötzlich vom Unterricht wegzulaufen,» schrieb er, der in Jasnaja Poljana selbst als Lehrer auftrat, «ist etwas Nützliches und Notwendiges und zwar als Mittel, den Lehrer vor den äußersten und gröbsten Fehlern zu bewahren.»
Das heißt so viel wie Rettung des Lehrers durch das im richtigen Moment vollzogene Weglaufen des Schülers aus dem Unterricht. Oh, vor wie vielen Fehlern hätte ich meine Lehrer bewahren können. Das hätte ich, frei nach Karl Valentin, schon mögen wollen, nur leider habe ich mich es nicht zu dürfen getraut.
Arme Lehrer, die einen solchen Druck aufbauten, um ihr papierenes Reich künstlich am Leben zu halten, anstatt mir ein bisschen Lebensmut zuzufächern, um sie zu retten.
Gruß